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Der Schlüssel zur gezielten Behandlung

Woher der Schmerz kommt, ist durch biomechanische Analysen sehr schnell feststellbar. Foto: Shutterstock
Die Anwendung der biomechanischen Analyse bei Rückenschmerzen erweist sich als äußerst sinnvoll und effektiv, wie Experten bestätigen. „Rückenschmerzen sind oft das Resultat komplexer biomechanischer Zusammenhänge“, erklärt Neurochirurg Dr. Maximilian Broger. „Die biomechanische Analyse ermöglicht uns, die eigentlichen Ursachen zu identifizieren, die oft nicht dort liegen, wo der Schmerz auftritt.“ Die Sinnhaftigkeit des Verfahrens zeigt sich in mehreren Aspekten:
Präzise Diagnostik

„Mit der biomechanischen Analyse können wir genau erkennen, wie sich der Patient bewegt und welche Muskeln, Gelenke oder Bewegungsmuster Probleme verursachen“, erläutert Dr. Broger. Dies ermöglicht eine viel genauere Diagnose als herkömmliche Methoden.

Individualisierte Behandlung

Basierend auf den Analyseergebnissen können maßgeschneiderte Therapiepläne entwickelt werden. „Wir sehen nicht nur, dass jemand Rückenschmerzen hat, sondern können auch Rückschlüsse darauf ziehen, woher sie kommen“, sagt der Physiotherapeut Matthäus Kössler. „Das erlaubt uns, die Behandlung gezielt auf die individuellen Probleme jedes Patienten abzustimmen.“

Objektivierung des Heilungsverlaufs

Die Analyse lässt sich im Verlauf der Behandlung wiederholen, wodurch Fortschritte objektiv gemessen und dokumentiert werden können. „Patienten und Therapeuten erhalten so ein klares Bild davon, wie effektiv die jeweilige Behandlung ist“, erklärt Osteopath Manuel Bergamo.

Prävention von Rückfällen

Durch die detaillierte Kenntnis der biomechanischen Probleme können nicht nur akute Schmerzen behandelt werden, sondern es können auch langfristige Strategien zur Vermeidung erneuter Beschwerden entwickelt werden. Ein konkretes Fallbeispiel unterstreicht die Wirksamkeit: Bei einem 45-jährigen Patienten mit chronischen Rückenschmerzen zeigte die biomechanische Analyse eine Asymmetrie in der Beckenbewegung und eine Schwäche der tiefen Rückenmuskulatur. „Traditionelle Untersuchungen hatten diese Probleme nicht aufgedeckt“, berichtet der behandelnde Arzt Dr. Broger. „Mit einem gezielten Trainingsprogramm konnten wir die Beschwerden innerhalb von 3 Monaten um 80 Prozent reduzieren.“
Studien belegen die Effektivität: Eine Untersuchung an 200 Patienten mit chronischen Rückenschmerzen zeigte, dass die Gruppe, die eine auf biomechanischer Analyse basierende Therapie erhielt, nach 6 Monaten eine um 65 Prozent höhere Schmerzreduktion aufwies als die Kontrollgruppe mit herkömmlicher Behandlung. Das Ergebnis wurde im „Journal of Orthopaedic & Sports Physical Therapy“ veröffentlicht.
„Die biomechanische Analyse bei Rückenschmerzen ist mehr als sinnvoll – sie ist oft der Schlüssel zu einer nachhaltigen Lösung“, resümiert der Neurochirurg. „Sie ermöglicht es uns, von einer symptombasierten zu einer ursachenbasierten Behandlung überzugehen, was langfristig zu besseren Ergebnissen führt.“ Experten sehen in der Technologie enormes Potenzial. „In Zukunft könnte jeder Mensch ein individuelles Bewegungsprofil haben“, prognostiziert der Biomechaniker. „Darauf basierend ließen sich maßgeschneiderte Therapien oder Trainingspläne entwickeln.“
Dr. Maximilian Broger
Dr. Maximilian Broger hat in Innsbruck Medizin und Konzertklavier studiert. Danach spezialisierte er sich zum Neurochirurgen am Krankenhaus Bozen; in dieser Zeit führte er über 3000 Eingriffe an Kopf und Wirbelsäule durch. Durch die Teilnahme an wissenschaftlichen Projekten und Kongressen machte er die Bozner Neurochirurgie im nationalen Panorama bekannt und führte zahlreiche neue OP-Techniken ein. Er unterrichtet an der medizinischen Hochschule „Claudiana“ und hat dort 5 Diplomarbeiten betreut. An der Universität Verona hielt er 2018 Vorlesungen als Gastprofessor im Rahmen des Masters für Wirbelsäulenchirurgen. Seit 2024 führt er seine eigene Praxis und operiert in der CityClinic.
Matthäus Kössler
Matthäus Kössler hat 2023 das 3-jährige Physiotherapiestudium an der Claudiana (Università di Ferrara) in Bozen abgeschlossen. Seit Jänner 2024 arbeitet er in der Praxis Orthoplus und ist mitverantwortlich in der Abteilung Physiotherapie ProMotus, wo er sich hauptsächlich um das biomechanische Labor kümmert.
Manuel Bergamo
Manuel Bergamo aus Bozen hat mit 25 Jahren seine Karriere als Profi-Hockeyspieler an den Nagel gehängt und aufgrund persönlicher Erfahrungen mit Verletzungen beschlossen, Orthopädie Techniken in Rom sowie ab 2006 Physiotherapie an der Claudiana und danach noch Osteopathie zu studieren. Er ist in pädiatrischer Osteopathie ausgebildet und behandelt Schwangere und Babys und begleitet deren Entwicklung. Seit 2018 ist bei ProMotus mitverantwortlich für die Abteilung Physiotherapie.