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Wieder fit nach dem Skiunfall

Die Piste ruft: Ein Unfall ist schneller passiert, als einem lieb ist. Doch dank optimaler medizinischer Möglichkeiten können die Verletzungen schnell und zumeist vollständig geheilt werden. Foto: Shutterstock
Die Skisaison steht vor der Tür, und Wintersportbegeisterte freuen sich auf schneebedeckte Pisten. Doch mit dem Saisonstart beginnt auch die Zeit der Skiunfälle. Ein unachtsamer Moment, zu hohe Geschwindigkeit oder mangelnde Erfahrung – und der Tag endet schmerzhaft: Ein Sturz, ein stechender Schmerz im Knie, in der Schulter oder im Fuß. So schlimm das ist: Dank moderner Medizin können Verletzungen effektiv behandelt und zumeist vollständig ausgeheilt werden.
11.121 Unfälle auf Südtirols Pisten wurden im Skiwinter 2023/24 verzeichnet, wie das Landesinstitut für Statistik (ASTAT) unlängst bekannt gegeben hat. Das sind viele – aber um knapp 40 Prozent weniger als noch in den 1970-er Jahren. Pistenregeln, bessere Ausrüstung und Bewusstseinsbildung zeigen Wirkung.
Wer sich dennoch verletzt, verletzt sich meist schwer. Grund dafür sind schnellere Pisten und höhere Geschwindigkeit; damit werden auch Kollisionen häufiger. Es dominiert nicht mehr der klassische „Skihaxe“, ein Drehbruch des Unterschenkels; Spitzenreiter sind nun vielmehr Knieverletzungen und Verletzungen an der Schulter. Bei Snowboardern werden oft Speichen-Frakturen und andere Handgelenksverletzungen festgestellt, bei Rodlern sind es Fuß- und Sprunggelenksverletzungen.
Wenn etwas passiert ist, dann lautet die Devise: So schnell wie möglich in die Hände eines erfahrenen Facharztes. „Eine schnelle Diagnose ist das Um und Auf, damit die Behandlung optimal abläuft“, sagt Dr. Martin Köllensperger, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie an der CityClinic in Bozen. Verunglückte Wintersportler können sich vom Krankentransport in die CityClinic bringen lassen oder mit dem Privatauto dorthin kommen.

Therapieerfolg im Labor messen
Optimale Behandlung muss nicht zwangsläufig schnelle OP bedeuten. Das ist gerade bei den häufigen Knieverletzungen so. „Bei einem Kreuzbandriss ist es sehr oft für den Patienten vorteilhaft, mit einer OP zuzuwarten, bis die Kniefunktion wieder hergestellt ist“, sagt Dr. Köllensperger.
Nach einer Knie-OP kann die Beweglichkeit relativ schnell wieder hergestellt werden, bei der Sportfähigkeit dauert es länger. Und da kommen Reha und biomechanisches Labor ins Spiel. In Abstimmung mit Physiotherapeut und Fitnesstrainer wird an der Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes gearbeitet.
Im biomechanischen Labor können mit speziellen Messgeräten wie Bewegungs- und Drucksensoren präzise Werte zu Elastizität, Muskelaktivität und Kraftentwicklung erfasst werden. Diese Daten ermöglichen eine gezielte Analyse und Steuerung des Trainingsverlaufs und eine objektive Messung des Therapieerfolges. „Im Labor kann man testen, ob es noch Asymmetrien gibt, die relevant sind“, erklärt Dr. Martin Köllensperger. „Unterschiede, die man klinisch nicht erkennt.“ Das ist für Leistungssportler interessant, aber auch für ambitionierte Hobbysportler. Sport kann dann in der Regel erst nach etwa 9 Monaten wieder ins Auge gefasst werden.
Auch die Schulter kommt bei Wintersportunfällen oft zu Schaden: Schulterluxation, Bänderrisse oder Schlüsselbeinbrüche sind häufig die Folge von Stürzen oder Zusammenstößen. „Eine ausgerenkte Schulter muss so schnell wie möglich wieder eingerenkt werden, sonst drohen Folgeschäden“, sagt Dr. Köllensperger.

Brüche schnell operieren
Eine gebrochene Schulter bzw. ein gebrochenes Schlüsselbein ist zu operieren – wie mittlerweile auch die meisten Brüche an Ober- und Unterschenkel. Und hier gilt die Regel: OP so schnell wie möglich, bevor eine Schwellung auftritt. „Wenn man zu lange wartet, verzögert die Schwellung die OP und dann oft auch den Heilungsprozess“, sagt Dr. Köllensperger. Weil es sich – auch wieder aufgrund der höheren Geschwindigkeit der Wintersportler – sehr oft um Trümmerbrüche handelt, ist es mit einem simplen Gipsverband nicht getan.
Handgelenksbrüche sind die Folge von Stürzen auf die Hände, der „Skidaumen“ ist eine Verletzung der Bänder im Daumen durch den Skistock. Bei allen Verletzungen gilt gleichermaßen: Eine frühzeitige und gezielte Behandlung sowie eine sorgfältige Rehabilitation sind entscheidend, um die Funktion vollständig wiederherzustellen und langfristige Schäden zu vermeiden.
Wer sich gut aufs Skifahren vorbereitet und achtsam fährt, kann das Risiko von Verletzungen minimieren und die Freude am Skifahren voll auskosten. Und sollte doch etwas passieren, hilft die moderne Medizin, die Verletzungen auszukurieren.
Dr. Martin Köllensperger
Dr. Martin Köllensperger hat nach der Matura am Franziskanergymnasium in Bozen in Innsbruck Medizin studiert, 2004 dort den Titel Dr. med. univ. erworben und 2009 den Wissenschaftsdoktor (PhD). Es folgte die Ausbildung zum Facharzt für Orthopädie und orthopädische Chirurgie mit Spezialgebiet Unfallchirurgie (Ärztekammer Wien). Von 2004 bis 2008 war Dr. Köllensperger als Post Doc Angestellter der Medizin-Uni Innsbruck, von 2008 bis 2009 dort freiberuflicher Mitarbeiter als Senior Post Doc. Im Juni 2009 wechselte er zum Südtiroler Sanitätsbetrieb und war dort bis Juli 2024 als leitender Arzt für Orthopädie und Traumatologie tätig; 2018 bis 2021 als Stellvertreter des geschäftsführenden Primars, danach 5 Monate als geschäftsführender Primar. Von 2020 bis 2023 war er Direktor der einfachen Struktur „Orthopädische und traumatologische Chirurgie“ und dann bis Juli 2024 Direktor der einfachen Struktur „Komplexes Trauma und Chirurgie“. Jetzt ist Dr. Martin Köllensperger Partner der Praxisgemeinschaft Orthoplus in Bozen und operiert an der CityClinic in Bozen Süd.