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Mit kleinen Geräten Großes leisten und Probleme beheben

Aus 33 aneinander gereihten Wirbeln besteht die Wirbelsäule. Foto: Shutterstock
An der CityClinic ist man auf endoskopische Eingriffe an der Wirbelsäule spezialisiert. Die Fachärzte Dr. Thomas Oberhofer, Dr. Marco Baldassa und Dr. Maximilian Broger erläutern, welches die Symptome sind und wie ein minimalinvasiver Eingriff genau abläuft.
Wie diagnostiziert man eine Verengung des Wirbelkanals?

Dr. Thomas Oberhofer: Eine sorgfältige Anamnese über die Beschwerden gibt schon erste Hinweise auf die Erkrankung. Bei der Diagnostik ist zunächst die klinisch-neurologische Untersuchung sehr wichtig. Dabei werden die Sensibilität, Reflexe und Kraft geprüft. Unabdinglich ist jedoch eine kernspintomografische Untersuchung (MRT) des entsprechenden Wirbelsäulenabschnittes. Damit kann man Verengungen des Wirbelkanals sehr gut erkennen, es müssen jedoch die klinische Untersuchung und der Befund der Kernspintomografie mit den Beschwerden des/der Patienten/in zusammenpassen. Ähnliche Beschwerden können auch durch eine Verengung der Arterien in den Beinen auftreten, sodass manchmal auch eine Doppleruntersuchung der Blutgefäße in den Beinen zur Unterscheidung notwendig wird.

Gibt es konservative Behandlungsmöglichkeiten?

Dr. Maximilian Broger: Konservative Behandlungsmethoden können in der Anfangsphase sinnvoll sein. Durch Schmerzmittel und entzündungshemmende Medikamente kann man eine Abschwellung des entzündeten Nervens bewirken. Begleitend sind physiotherapeutische, osteopathische und physikalische Maßnahmen empfehlenswert.

Wann wird eine OP notwendig?

Dr. Marco Baldassa: Eine Operationsindikation besteht dann, wenn die Schmerzen durch konservative Maßnahmen nicht zu beherrschen sind oder wenn Lähmungen in Armen oder Beinen auftreten und Kraft und Beweglichkeit deutlich einschränken. Die eingeschränkte Gehstrecke ist für Patienten oft sehr unangenehm, sodass ein großer Leidensdruck entsteht und eine Operation nötig wird. Für die Feststellung einer Operationsindikation stehen dem Chirurgen internationale anerkannte Kriterien zur Verfügung. Bei der OP wird der Wirbelkanal erweitert, die Nerven bzw. das Rückenmark von komprimierenden Bändern und Knochen befreit. Dies geschieht mit Mikrostanzen und elektrischen Fräsen.

Was ist eine endoskopische OP? Was ist der Unterschied zu einer herkömmlichen OP?

Dr. Thomas Oberhofer: Bei einer endoskopischen Wirbelsäulenoperation wird der Wirbelkanal mit einem Endoskop eingesehen. Der Hautschnitt hat eine Größe von ca. 8 Millimeter, im Endoskop befinden sich Kanäle, in denen die Instrumente für die Operation eingebracht werden. In Allgemeinnarkose wird über einen Monitor die Verengung mit Mikrozangen und einer elektrischen Fräse unter Schonung der Nerven und des Rückenmarkes erweitert. Die Standardmethode für Verengungen an der Wirbelsäule stellt jedoch die mikrochirurgische Operationsmethode dar, mit dieser Methode können alle Stenosen behandelt werden.

Was sind die Vorteile?

Dr. Thomas Oberhofer: Der große Vorteil der endoskopischen Operationstechnik ist der minimalinvasive Zugang, d.h. es werden keine Muskeln oder Faszien durchtrennt, sondern nur auseinandergedrängt, und die Verengung kann ohne große Narbenbildung erweitert werden. Dadurch ist das Operationstrauma sehr gering, die Schmerzen sind geringer und die Erholung verläuft schneller. Die Patienten können nach einigen Stunden aufstehen und bald wieder ihrer gewohnten Tätigkeit nachgehen.

Was genau wird bei der OP gemacht?

Dr. Marco Baldassa: Bei der endoskopischen Erweiterung des Wirbelkanals werden die verdickten Bänder und durch Arthrose vergrößerte Gelenke, die zu einer Einengung der neuralen Strukturen führen, über ein 8 Millimeter dickes Röhrchensystem entfernt. Bei dieser Operationstechnik werden wichtige Strukturen übersichtlich dargestellt und geschont. Dadurch wird die Stabilität der Wirbelsäule nicht beeinträchtigt.

Wie lange ist die Heilungsdauer?

Dr. Thomas Oberhofer: Sie beträgt etwa 2 Wochen, so können die Patienten frühzeitig ihre beruflichen und sportlichen Tätigkeiten aufnehmen. Nach 2 Wochen kann mit physiotherapeutischen Übungen zur Kräftigung der Rumpfmuskulatur begonnen werden.

Ist die endoskopische OP-Technik für jeden Patienten geeignet?

Dr. Maximilian Broger: Patienten mit sehr ausgedehnten Engstellen, sei es im cervikalen wie im lumbalen Bereich der Wirbelsäule, können nur mit einer offenen Technik operiert werden, weil die Anteile an Knochen und Bandapparat, welche entfernt werden müssen, den Rahmen einer endoskopischen Indikation sprengen.
Dr. Thomas Oberhofer
Dr. Thomas Oberhofer studierte in Wien und Innsbruck Medizin. Facharztausbildungen in Chirurgie und Orthopädie und Unfallchirurgie absolvierte er in Verona und München. Von 1999 bis 2001 war er Oberarzt an der Abteilung für Orthopädie und Traumatologie am Krankenhaus Meran und spezialisierte sich 2002/2003 in München und Seattle (USA) auf Wirbelsäulenchirurgie. Seit 2003 ist er Teil des Ärzteteams OrthoPlus in Bozen und in der CityClinic tätig. Seit 2010 arbeitet er zudem als Unfallchirurg in Kamerun, Äthiopien und Uganda.
Dr. Marco Baldassa
Dr. Marco Baldassa studierte in Padua Medizin und Chirurgie und spezialisierte sich als Neurochirurg. Von 2009 bis 2017 war er Oberarzt an der Neurochirurgischen Abteilung des Bozner Krankenhauses. Von 2016 bis 2022 arbeitete er freiberuflich im TeamGetwell in seiner Praxis. Seit 2023 führt er seine eigene Praxis und operiert in der CityClinic.
Dr. Maximilian Broger
Dr. Maximilian Broger hat in Innsbruck Medizin und Konzertklavier studiert. Danach spezialisierte er sich zum Neurochirurgen am Krankenhaus Bozen; in dieser Zeit führte er über 3000 Eingriffe an Kopf und Wirbelsäule durch. Durch die Teilnahme an wissenschaftlichen Projekten und Kongressen machte er die Bozner Neurochirurgie im nationalen Panorama bekannt und führte zahlreiche neue OP-Techniken ein. Er unterrichtet an der medizinischen Hochschule „Claudiana“ und hat dort 5 Diplomarbeiten betreut. An der Universität Verona hielt er 2018 Vorlesungen als Gastprofessor im Rahmen des Masters für Wirbelsäulenchirurgen. Seit 2024 führt er seine eigene Praxis und operiert in der CityClinic.